01.05.2000

Rassismus tötet!

Am 1. Mai 1999 wurde der 25-jährige Marcus Omofuma ermordet. Er wurde bei seiner Abschiebung von den drei ihn begleitenden Polizisten gefesselt, und sein Mund und teilweise auch die Nase mit einem Klebeband verschlossen. Marcus ist erstickt. Ein Jahr später gibt es noch immer keinen Prozess gegen die Mörder-Polizisten. Die menschenunwürdige "Asylpraxis" und "Ausländer"hetze hat sich sogar noch verstärkt. Rassismus ist in Österreich gesellschaftsfähig!

Rassismus ist kein Tabu in Österreich

Rassismus war in Österreich schon immer weit verbreitet. Seine Auflage beträgt jenseits der 2 Millionen Exemplare. Seit der Nationalratswahl am 3. Okt. 1999 wird er offener denn je vom "normalen" Bürger gezeigt. Unter einer Regierung, die für "Rassismus pur" steht, hat er sich nochmal verstärkt. Es ist jetzt kein Tabu mehr zu sagen "Ich hab den Järg gewählt, weil der tut was gegen die Bimbos, die unsere Kinder umbringen" - "keine Gnade für Drogendealer" ja wir wissen...

Deshalb bemühten sich auch Polizei und FPÖ Marcus Omofuma nach seinem Tod als Drogendealer darzustellen, allerdings ohne Erfolg. Nach seinem Tod wurden Ermittlungen über (wohl vom Staat erhoffte) mögliche Verbindungen zum "Drogenmilieu" angestellt, anstatt gegen die Polizisten vorzugehen. Trotz Wissens über die Abschiebepraxis traten der damalige Innenminister Schlögl und seine hochrangigen Beamten nicht zurück. Von der SPÖ, die die menschenverachtenden, rassistischen "Asyl"gesetze gemacht hat, den Rücken gestärkt und in guter propagandistischen Zusammenarbeit mit der Wiener FPÖ startete er die "Operation Spring", die als erster, offizieller und gelungener Lauschangriff gefeiert wurde. Es klappte wunderbar von dem Mord an Marcus Omofuma abzulenken, und das öffentliche, maßgeblich durch die Kronen Zeitung verbreitete, Vorurteil "Schwarzafrikaner = Drogendealer" zu festigen. Es diente auch dazu den antirassistischen Widerstand, der sich gebildet hatte, zu diskreditieren und zu kriminalisieren. So wurde einer der Organisatoren von antirassistischen Demonstrationen zum Drogenboss hochstilisiert, und mehrere Monate inhaftiert. Die absurden Vorwürfe lösten sich zwar später ins Nichts auf, aber die "Operation Spring" war ein Erfolg, der Zweck erfüllt: Eine Welle der Entsolidarisierung fand statt.

Noch immer sind Menschen, die der Operation Spring zum Opfer gefallen sind in Haft, einige Prozesse sind bereits gelaufen, das Beweismaterial absurd, das Urteil von Vornherein klar. Schuldig weil schwarz. Rassistische Prozesse von denen kaum jemand erfährt...

Die Hetze geht weiter

Immer wieder finden Razzien gegen Menschen mit schwarzer Hautfarbe statt. Sie werden aus den Betten gezerrt, gegen die Wand gestellt, brutale "Leibesvistitationen", wie es so schön im Polizeichargon heißt, werden durchgeführt. Mal Klartext: Solch eine "Leibesvisitation" ist nichts anderes, als eine brutale Verletzung der körperlichen Integrität eines Menschen! Menschen mit schwarzer Hautfarbe haben in Österreich keine Rechte: Die Kronenzeitung bildet nicht selten, dem Pressegesetz zuwiderhandelnd, von mutmaßlichen (schwarzen) Drogendealern Fotos ab, aber Menschen ohne Recht können sich halt nicht wehren! Die Berichterstattung ist so manipulativ, daß einem/r schlecht wird! Wenn ein angeblicher "schwarzer" Drogenring ausgehoben wird, dann gibt das fette Überschriften, auch wenn die vorgeblich gefundene Menge an Drogen noch so gering ist, auch gilt bei Schwarzen mittlerweile jedes Handy als Beweis für Drogendealertätigkeit (!), wenn ein paar Weiße mit riesigen Mengen an Drogen auffliegen, dann gibts weder fette Schlagzeilen noch Portraitfotos...

Festung Europa

Menschen die nicht "österreichisch" genug aussehen, die den "falschen" Pass haben, die "falsche" Sprache sprechen, sind in Österreich de facto rechtlos. Sie werden kontrolliert, aus U-Bahnen gezerrt, automatisch des Diebstahls verdächtigt, von der Polizei verprügelt und manchmal auch vergewaltigt, angepöbelt, nach Drogen gefragt, ohne Delikt in Schubhaft gesteckt - und manchmal eben auch getötet. Sie haben aber keine Chance sich zu beschweren, gegen die PolizistInnen zu klagen, denn dann werden sie und die ZeugInnen wegen Verleumdung verklagt, die RichterInnen sind oft rassistisch, die mediale Hetze tut das ihre...

Die österreichischen Grenzen werden durch das Bundesheer vor Flüchtlingen "geschützt", immer wieder ertrinken Menschen in den Grenzflüssen, manchmal werden sie von der Polizei oder Heer zu Tode gehetzt.

An den EU Außengrenzen hat es seit 1992 weit über 1000 dokumentierte Tode von Flüchtlingen gegeben. Ertrunken, erschossen, erfroren, erstickt, das Boot versenkt; alles bei dem Versuch die Festung Europa zu betreten. Wieviele Menschen in den Tod abgeschoben wurden, ist freilich nicht bekannt, denn wen schert es schon, wenn einE "IllegaleR" nach der Abschiebung in seine "Heimat" verhungert, gefoltert, vergewaltigt oder ermordet wird. Abschiebung ist Folter - Abschiebung ist Mord! Egal ob direkt oder indirekt! Doch auch die Morde während Abschiebungen häufen sich. Am 22. September 1998 wurde die 20 - jährige Semira Adamu während ihrer Abschiebung von belgischen Polizisten mit einem Kissen erstickt, einem Rumänen wurde, von niederländischen Polizisten, wie Marcus Omofuma, der Mund verklebt. Er überlebte und sitzt seither mit Gehirnschaden wegen Sauerstoffmangels im Rollstuhl. Am 28. Mai 1999 wurde in Deutschland einem Sudanesen während der Abschiebung von deutschen Bundesgrenzschutzbeamten das Genick gebrochen. Ein paar Fälle die publik geworden sind, aber wieviele sind nicht bekannt? Marcus Omofuma wurde unter einem SPÖ Innenminister ermordet. Die rassistischen Fremdengesetze unter einer SPÖVP Regierung gemacht. Was wird erst unter einer schwarzblauen Regierung passieren?

Gegen Rassismus in allen Farben und Formen!

Werden wir aktiv in der Schule, Arbeit, U-Bahn, im Supermarkt, im Flugzeug - egal wo, jedeR kann etwas tun, auch Du! Schließt Euch mit ähnlich Denkenden zusammen, oder kontaktiert bestehende Gruppen, die Kundgebungen, antirassistisches Theater, Radiosendungen, Videoprojekten, Infotischen und vieles mehr organisieren.

Nicht wegschauen - Eingreifen!

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