27.12.2001

Newsletter boeses:oesterreich 1201

Willkommen zur neuen Ausgabe von boeses:oesterreich!

Egal wie kalt es draussen auch sein mag, politisch gesehen ist es in Oesterreich noch kaelter. Verfolgung von Homosexuellen, die fortschreitende Durchdringung der Medien mit FPOe/OeVP-ParteigaengerInnen und der alltaegliche Rassismus sind nur einige der Themen in dieser Ausgabe.

Jetzt noch schnell (fuer Neulinge) die Erklaerung was dieser Newsletter sein soll, und warum wir ihn machen:

boeses:oesterreich ist unser monatlicher Newsletter, der ueber die aktuelle Situation in Oesterreich (und ueber die Auswirkungen der FPOe/OeVP Regierung) informieren soll. Entschlossen haben wir uns dazu, da wir bemerkt haben, dass die Wissenslage ueber den realen Zustand in Oesterreich speziell in anderen Laendern sehr gering ist. Die Regierung hat es geschafft, dass mit der Diskussion ueber die EU-"Sanktionen" der alltaegliche Wahnsinn dieses Landes aus dem Blickfeld der internationalen Oeffentlichkeit verschwand. Mittlerweile sind die "Sanktionen" aufgehoben, etwas das in Oesterreich durch (fast) alle politischen Gruppierungen als Sieg gefeiert wurde, das "Interesse" an der Entwicklung Oesterreichs noch weiter geschrumpft. Die befuerchtete "Normalisierung" der rechts-rechtsextremen oesterreichischen Regierung schreitet voran, Informationen ueber die Verschaerfung der Zustaende in Oesterreich sind darum wichtiger denn je. Gerade deshalb ist es auch aeusserst erwuenscht, dass dieser Newsletter so breit wie moeglich verteilt wird, damit so viele Menschen wie moeglich von den Zustaenden in Oesterreich erfahren. Also: Verbreiten, verbreiten, verbreiten! Natuerlich ist es ebenso moeglich dieses Material (auch auszugsweise) fuer Zeitschriften zu verwenden, schickt uns halt zumindestens ein Mail, wenn ihr dies tut.

Kritik und Anmerkungen (wenn moeglich schreibt bitte in deutsch oder englisch!!) an:

raw@raw.at

Viel Spass beim Lesen!

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[1] Voelkischer Kampf gegen zweisprachige Ortstafeln
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[2] Touristin in Schubhaft genommen
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[3] Neue Wege des Journalismus
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[4] Staatlich finanziertes Regierungsfernsehen
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[5] "Menschenjaeger" eine zulaessige Wertung
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[6] Vom Ruhigstellen staatlich verordneter Polizeikritik
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[7] Charles Ofoedu "darf" noch bleiben
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[8] Optische Unterstuetzung fuer eine Ministerin
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[9] Boese Reime
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[10] Keine Gnade fuer schwule Liebe
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[11] Zentrale Ueberwachung
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[12] Informations"sicherheits"gesetz
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[1] Voelkischer Kampf gegen zweisprachige Ortstafeln
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Zu einem Sturm der Entruestung fuehrte eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, nach der auch in Ortschaften mit weniger als - bisher als Grenze definierte - 25 Prozent Angehoerige einer "Minderheit" zweisprachige Ortstafeln angebracht werden muessen. Zehn Prozent waeren nach dem Erkenntnis bereits ausreichend. Betroffen von der neuen Regelung waere vor allem Kaernten, da es hier eine starke slowenischsprachige "Minderheit" gibt, doch dass in dieser Frage nichts geschieht, dafuer will Kaerntens Landeshauptmann - und selbsternannter Alpen-Robin Hood - Joerg Haider sorgen. Und da kann er sich der Unterstuetzung seiner Landsleute sicher sein: Wurde doch bereits die Umsetzung der alten Regelung vom deutschnationalen Mob schon in den 70iger-Jahren verhindert. Dementsprechend scharf seine Reaktionen: Einerseits kuendigte er - bar jeglicher gesetzlichen Grundlage - eine Volksbefragung zu der Thematik an, andererseits fordert er die Absetzung des Verfassungsgerichtshofspraesidenten und erklaert, dass auch die bereits bestehenden zweisprachigen Ortstafeln abgebaut werden sollen.

Als die "drei Weisen" letztes Jahr Oesterreich besuchten, um sich ueber die Situation nach der Regierungsuebernahme von FPOe und OeVP zu erkundigen, ruehmte sich Haider noch mit seinem guten Verhaeltnis zur slowenischen "Volksgruppe". Dem kritischen Ausland fuehrte er ein potemkinsches Dorf vor und nannte dieses "Kaerntner Modell".

(Quelle: http://derstandard.at)

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[2] Touristin in Schubhaft genommen
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Ihren Wien-Besuch wird eine 62-jaehrige Touristin aus der Ukraine so schnell nicht vergessen: Eigentlich war sie ja mit einer Reisegruppe auf dem Weg nach Italien, der Zwischenstopp in Wien sollte sich aber als fatal erweisen. Denn dabei ging ihre Tasche verloren, samt Reisepass und Visum, prompt wurde sie - gelernt ist gelernt - von der Polizei kontrolliert und - allen Erklaerungen zum Trotz - in Schubhaft genommen. Erst nach 4 Tagen und Interventionen von NGOs wurde die Frau wieder freigelassen. Rechtlich alles einwandfrei.

(Quelle: http://derstandard.at)

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[3] Neue Wege des Journalismus
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Der Kaerntner Landeshauptmann Joerg Haider sieht sich selber gerne im Fernsehen, und wenn ihm die Medien nicht oft genug die Moeglichkeit zur Selbstdarstellung, bieten dreht er halt kurzerhand selbst ein Interview. So geschehen Anfang Oktober fuer eine lokale Nachrichtensendung des staatlichen Fernsehens ORF. Haider hatte ein Interview anlaesslich seines Besuches in New York angeboten, das Kaerntner Landesstudio des ORF zeigte sich interessiert, befand aber die dadurch entstehenden Kosten fuer das Kamerateam als zu hoch. Hilfsbereit und uneigennuetzig wie immer drehte Haider mit seinen Mitarbeitern das Interview kurzerhand selber und stellte das Material - das auch prompt gesendet wurde - dem Sender zur Verfuegung. Mittlerweile hat der ORF-Redakteursrat diese Vorgangsweise als "inakzeptabel" bezeichnet. Na ob das was helfen wird...

(Quelle: http://derstandard.at)

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[4] Staatlich finanziertes Regierungsfernsehen
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Viel Worte wurden von Seiten der Regierungsparteien verloren ueber die angeblich bevorstehende "Entpolitisierung" des staatlichen Fernsehsenders ORF, daraus geworden ist - wenig ueberraschend - nichts. Zur neuen Generaldirektorin wurde mit Monika Lindner eine Vertrauensfrau von Niederoesterreichs Landeshauptmann Erwin Proell (OeVP) gewaehlt. Doch auch fuer die FPOe hat sie einige Geschenke im Gepaeck: So soll der Posten des Informationsdirektors mit Walter Seledec besetzt werden. Dieser ist bisher Chef der Mittagsnachrichtensendung, in dieser Funktion schaffte er es schon mal 20 Minuten lang ueber eine Pressekonferenz der FPOe zu berichten. Nebenbei ist er Brigadier beim Bundesheer, kauft dort gerne Waffen zu Billigstpreisen und produziert als Dokumentation getarnte Dokumentationen fuer FPOe und Bundesheer, die dann auch regelmaessig im Hauptabendprogramm landen. Auch der Posten des Radiodirektor soll einschlaegig besetzt werden: Und zwar mit Gerhard Draxler ausgerechnet mit dem Mann, der die Ausstrahlung des oben erwaehnte Selbstinterviews Joerg Haiders zu verantworten hatte...

(Quelle: http://derstandard.at)

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[5] "Menschenjaeger" eine zulaessige Wertung
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Letzten Maerz wurde dem Journalisten Karl Pfeifer Schadenersatz zuerkannt, da ein Schreiberling der rechtsextremen Wochenzeitung "Zur Zeit" behauptet hatte, dass er gegen den Politologen Werner Pfeifenberger eine "Menschenhatz eroeffnet (habe), die in der Folge bis zum Tod des Gehetzten gehen sollte". Pfeifenberger hatte zuvor rechtsextreme und revisionistische Artikel verfasst, die schliesslich zu einer Anzeige gegen ihn wegen NS-Wiederbetaetigung fuehrten. Noch vor dem Prozess beging Pfeifenberger Selbstmord.

Das Urteil wurde nun vom Oberlandesgericht aufgehoben, da das "Tatsachensubstrat richtig sei" - Pfeifer hatte Pfeifenberger in einem Artikel "Nazidiktion" vorgeworfen - und die "Menschenhatz" somit eine zulaessige Wertung darstellt.

(Quelle: http://derstandard.at)

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[6] Vom Ruhigstellen staatlich verordneter Polizeikritik
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Buelent Oeztoplu, Leiter des Jugend-, Kultur- und Integrationsvereins Echo, war bis vor kurzem Mitglied einer Kommission des Menschenrechtsbeirates (eine staatliche Institution, deren VertreterInnen u.a. das Recht haben, jede Polizeihandlung - auch unangekuendigt - zu beobachten und zu kritisieren).
Am 12.9.01 wurde er aufgrund eines internationalen Haftbefehls aus Deutschland festgenommen und drei Wochen in Haft behalten, die ersten 5 Tage davon voellig isoliert. Als Haftgrund stellte sich schliesslich Verdacht auf versuchten Todschlag eines Polizisten im Jahr 1984 in Mannheim/D heraus. Damals war er drei tuerkischen Staatsbuergern zur Hilfe geeilt, die von Deutschen angegriffen
wurden. Buelent wurde dabei angeschossen und fluechtete in die naechste Polizeistation (ebenso wie die anderen beteiligten tuerkischen Staatsbuerger). Nur waren die beteiligten Deutschen Zivilpolizisten, was den in Deutschland verbliebenen Angegriffenen schliesslich Knast einbrachte, dem nach Oesterreich zurueckgekehrten Buelent Oeztoplu "nur" eine Art inoffizielles Einreiseverbot (per "ruhendem" Haftbefehl).

Erst im August dieses Jahres stellte das zustaendige Gericht in Mannheim einen internationalen Haftbefehl aus, ganz offensichtlich aufgrund "spezieller Informationen" aus Oesterreich, wie in der nun von Buelent Oeztoplu per Einreise nach Deutschland erzwungenen Gerichtsverhandlung die RichterInnen fast unverhohlen mitgeteilten.

Vom Menschenrechtsbeirat wurde er zwischenzeitlich suspendiert - erst auf erheblichen Druck wurde eine Option auf seine Wiederaufnahme nach vollstaendiger Klaerung der Vorwuerfe in die Suspendierung eingefuegt. Insofern hat die Aktion ja ihren Zweck erfuellt...

(Quelle: http://www.echo.non.at)

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[7] Charles Ofoedu "darf" noch bleiben
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Nachdem der in Nigeria geborene Schriftsteller Charles Ofoedu vergangenen Monat entgegen einer fremdenpolizeilichen Weisung von der Fremdenpolizei voruebergehend in Schubhaft genommen wurde (siehe boeses:oesterreich 1101), hat noch rechtzeitig vor Ablauf der fremdenpolizeilich "genehmigten" Frist bis 1.12.01 der Verfassungsgerichtshof (VfGh) Charles Einspruch gegen das gegen ihn verhaengte Aufenthaltsverbot aufschiebende Wirkung zuerkannt. Charles Ofoedu ist nun also zumindest theoretisch bis zum VfGh-Entscheid ueber die Rechtsmaessigkeit des Aufenthaltsverbotes vor einer Abschiebung sicher.

(Quelle: http://www.no-racism.net)

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[8] Optische Unterstuetzung fuer eine Ministerin
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Die Alpbacher Technologiegespraeche sind fuer Oesterreich ein recht wichtiges Treffen. Unter anderem hielt dort letztes Mal auch Infrastrukturministerin Monika Forstinger (FPOe) einen Redebeitrag, der mit Hilfe zweier Firmen vorbereitet und durch Video und Animation visuell unterstuetzt wurde. Beeindruckend auch der Preis, der dafuer ausgegeben wurde, damit die Ministerin ein halbwegs gutes Bild machte: Schlappe 40.000 Euro kostete es die immer wieder aufs Neue beeindruckende Inkompetenz von Frau Forstinger eine Rede lang zu ueberspielen.

(Quelle: http://derstandard.at)

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[9] Boese Reime
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Die "Kronen Zeitung" "erfreut" ihre LeserInnen auch mit Reimen eines gewissen "Wolf Martin". Seine Reime enthalten regelmaessig rassistische, antisemitische und sexistische Anspielungen. Ein Reim ueber die Kolporteure der Obdachlosen-Zeitung "Augustin", die er als "laestig wie Laeuse und Wanzen" bezeichnete, war dann sogar dem oesterreichischen Presserat zu viel. Dieser kam zur Ueberzeugung, dass seine Aussage ein eindeutiger Verstoss gegen den Ehrenkodex der oesterreichischen Presse ist und der Autor seine Berufspflichten verletzt hat. Weitere Konsequenzen wird es daraus aber keine geben, wer legt sich denn schon mit der - mit Abstand - auflagenstaerksten Tageszeitung Oesterreichs an?

(Quelle: http://derstandard.at)

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[10] Keine Gnade fuer schwule Liebe
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Im Fall des 36-jaehrigen Mannes der wegen Geschlechtsverkehr mit einem 17-jaehrigen letztes Monat zu einer fuenfmonatigen Haftstrafe verurteilt wurde (siehe boeses:oesterreich 1101) hat nun auch Bundespraesident Klestil ein Gnadengesuch abgelehnt. In einem Brief an den Anwalt des Angeklagten. teilte die Praesidentschaftskanzlei mit, dass das Gnadengesuch dazu dienen wuerde dem $209 "die Effizienz" zu nehmen und damit "in die Rechte der Volksvertretung einzugreifen und so "die verfassungsrechtlichen Grundsaetze der demokratischen Staatswillensbildung und der Gewaltentrennung verletzen" wuerde.

Der Verfassungsgerichtshof wies unterdessen einen Antrag des Oberlandesgerichtes Innsbruck zurueck, wonach der Paragraph 209 verfassungswidrig sei, da das Gegenteil schon 1989 festgestellt wurde. Er schloss aber nicht aus, das der Paragraph 209 nicht unter anderen Gesichtspunkten und einem anders formulierten Antrag ueberprueft werden kann. Die Zurueckweisung des Antrages hat die Bundesregierung bereits Mitte Juli im Ministerrat empfohlen. Auch Bundeskanzler Schuessel wiederholte wieder mehrmals, dass er auf die unveraenderte Beibehaltung des $209 bestehe.

(Quelle: http://derstandard.at)

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[11] Zentrale Ueberwachung
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Das umstrittene Zentrale Melderegister (ZMR) wird ab 1. Maerz 2002 seinen Vollbetrieb aufnehmen. Damit wird das groesste elektronische Verwaltungsregister Oesterreichs erschaffen, in dem unter anderem die Daten des Wohnsitzes aller OesterreicherInnen gespeichert und online abrufbar sein werden.

(Quelle: http://derstandard.at)

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[12] Informations"sicherheits"gesetz
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Das neue Informationssicherheitsgesetz wurde mit den Stimmen der Regierungsparteien OeVP und FPOe beschlossen. Das bedeutet unter anderem, dass oesterreichische Bundesbedienstete, die Zugang zu Dokumenten ab der Klassifikation "vertraulich" haben, hinkuenftig von der Staatspolizei ueberprueft werden. Auf die Frage, ob der Aufwand nicht zu hoch waere, bemerkte der Botschafter vom Voelkerrechtsbuero im Aussenministerium, dass ohnehin bereits die Haelfte ueberprueft worden waeren und die Staatspolizei in Aussicht gestellt hat, die uebrigen Beamten innerhalb eines Tages zu ueberpruefen. Ueber datenschuetzerische Bedenken wurde gleich gar nicht diskutiert.

(Quelle: http://derstandard.at)

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EPILOG
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Falls ihr diese Aussendung nicht mehr von uns haben moechtet, schreibt uns einfach ein kurzes Mail. Bitte schaut aber zuerst, ob ihr das betreffende Mail auch wirklich DIREKT von uns bekommen habt, sonst muesst ihr euch halt an die netten Leute wenden, die diese Aussendung weitergeschickt haben ;-)))))

Umgekehrt geht das natuerlich auch (und freut uns auch viel mehr). Wer/welche in Zukunft direkt von uns, und damit auch garantiert alle unsere Aussendungen, kriegen moechte mailt uns einfach mit dem Wunsch in unseren Verteiler aufgenommen zu werden (Und auch hier noch mal der Hinweis: Schreibt wenn moeglich bitte in deutsch oder englisch!).

Noch einfacher koennt ihr den Newsletter auf unserer Homepage (https://raw.at) im Bereich "Kontakt" bestellen. Einfach e-mail-Adresse ausfuellen, die gewuenschte(n) Sprache(n) auswaehlen und ab damit!

In diesem Sinne
bis zum naechsten Mal

KEIN FRIEDE MIT OESTERREICH!!!

{rosa antifa wien}