Pro Choice und Covid-19

Unser Alltag ist momentan von COVID-19 Pandemie geprägt. Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation für ungewollt Schwangere? Welchen Stellenwert hat Pro Choice in den von weißen Cis-Männern dominierten Krisenstäben? tl;dr KEINEN. Wir haben ein Video zur Thematik gemacht.

Unser Alltag ist momentan von COVID-19 Pandemie geprägt. Wir versuchen zwischen Ausgangsbeschränkungen, Repression, Care-Arbeit, Einsamkeit, Existenzängsten und Aktivismus irgendwie über die Runden zu kommen.

Die Nachrichten sind geprägt von weißen Cis-Männern, die angeblich die Wirtschaft retten, neue Maßnahmen verkünden, unsere Leben regeln und bestimmen. Sie lenken das Geschehen. Sie inszenieren sich als der väterlich Strenge, der autoritäre Onkel oder der jugendliche Messias. Sie holen sich in ihre Expertenriegen und Krisenstäben weitere Cis-Männer. Feministische Stimmen - so fern es sie noch im Parlamentarismus gibt - sind größtenteils verstummt oder melden sich zu Wort, wenn es Regierungswünsche zu verlautbaren gibt.

Während mehrheitlich weiße Cis-Männer unangefochten herrschen, wird die tatsächliche Last der Corona-Pandemie von anderen getragen. Der Großteil der sogenannten "systemrelevanten Arbeiten" - wie Kassier_innen, Gesundgeitsarbeiter_innen, ... - wird von FLINT Personen bewältigt. Die inoffiziellen "systemrelevanten Arbeiten" wie Kinderbetreuung, Homeschooling, Haushalt bleiben weiterhin unbezahlt und unsichtbar - nur unter verschärften Bedingungen.

FLINT Personen halten den Laden am Laufen und leiden gleichzeitig am meisten unter der Krise.

"Zu Hause bleiben", das gilt derzeit als Synonym für Sicherheit. Aber Zuhause ist für viele alles andere als ein sicherer Ort. Viele FLINT Personen sind Betroffen von häuslicher und sexualisierter Gewalt. Seit Jahren wurden Kriseninterventionsstellen und Gewaltschutzzentren kaputt gespart. Jetzt sind die Frauenhäuser überfüllt. Die meisten wurden von autonomen Feminist_innen gegründet und sind natürlich reaktionären Politiker_innen ein Dorn im Auge. Radikale Forderungen für die Öffnung von leerstehenden Hotels, um Frauenhäuser zu entlasten, verhallen ungehört.

Es dreht sich zwar alles um Gesundheit, aber die Situation von Schwangeren und ungewollt Schwangeren ist kein Thema. Die Krankenhäuser haben Besuchsverbote und es herrscht viel Verwirrung um die Möglichkeit eine Begleitperson zur Entbindung mitnehmen zu können. Wer es sich leisten kann, kann es sich richten, aber alle anderen sind der Willkür eines Gesundheitssystems im Ausnahmezustand ausgeliefert.

Alle möglichen Lebensbereiche werden momentan mittels Verordnungen geregelt. Wo ein Wille da auch ein Erlass. Ganz offensichtlich gibt es aber keine Bestrebungen von türkisgrün den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen sicherzustellen oder gar zu erleichtern.

Gerade in Zeiten von Quarantäne, überlastetem Gesundheitspersonal, finanziellen Nöten, gestiegener häuslicher und sexualisierter Gewalt ist es unabdingbar sofort zu handeln! Die aktuelle Situation in Österreich ist katastrophal: n manchen Bundesländern gibt es keine öffentlichen Kliniken die Abbrüche vornehmen, manche werten sie nicht als dringlich, manche Gegenden stehen unter Quarantäne und viele Schwangere können sich die Kosten nicht mehr leisten ...

Abtreibung ist eine medizinische Grundversorgung und alle schwangeren Personen müssen kostenlosen Zugang bekommen! Das sind alte feministische Forderungen und sie sind dringender denn je! Kein leistbarer und legaler Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen bedeutet die Gesundheit und das Leben von Schwangeren zu bedrohen. Die Rückkehr zum Kleiderbügel ist keine Option! notanoption

Wir fordern deshalb:

  • flächendeckender Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen
  • kostenloser und anonymer Zugang zu allen Verhütungsmitteln
  • kostenlose und anonyme Abtreibung
  • Freigabe der Abtreibungspille Mifegyne - Schluss mit Bevormundung und Geschäftemacherei
  • Entstigmatisierung von Abtreibung - Schwangerschaftsabbrüche gehören zur medizinischen Grundversorgung
  • Abtreibung raus aus dem Strafrecht

Was sich jetzt in der Krise eindeutig zeigt: Das Patriarchat zerschlägt sich nicht von selbst!
Bildet Banden! Smash the Patriarchy!

 Stand 19.4.2020