22.10.2004

Die KPÖ ist tot - EKH bleibt!

Zur Erklärung der Situation: Die Kommunistische Partei Österreich (KPÖ) hat das selbstverwaltete Ernst Kirchweger Haus (EKH) in Wien verkauft und somit de facto seiner Räumung ausgeliefert. Eine Finanzkrise, bedingt durch die Niederlage im Rechtsstreit um das Vermögen der Firma Novum, wurde nun zum Anlass genommen, um die seit jeher ungeliebten MieterInnen so bald wie möglich auf die Straße zu setzen. Binnen eines halben Jahres sollen alle Projekte das EKH geräumt haben - so die Vorstellung von Walter Baier. Von einer Räumung wären zahlreiche Organisationen aber auch Einzelpersonen in ihrer Existenz bedroht. Im folgenden von uns - als eine der direkt betroffenen Organisationen - eine Stellungnahme zur KPÖ:

Für unabhängige Kulturprojekte und Freiräume - Das EKH muss bleiben

Seit mehr als 10 Jahren ist das Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) in der Wielandgasse 2-4 im 10.Wiener Gemeindebezirk ein Ort kultureller Vielfalt und kreativer Politprojekte. Das "Haus" beinhaltet neben einer Reihe unabhängiger, kulturell-politischer und nicht-kommerzieller Initiativen auch Wohnraum für MigrantInnen und Menschen, die alternative Formen des Zusammenlebens bevorzugen. Es stellt in Österreich ein einzigartiges - weil selbstverwaltetes - Projekt dar, aus dessen Umfeld in den letzten Jahren eine Menge an Kultur- und Politangeboten hervorgegangen sind. Dieses Potential, unabhängig von öffentlichen Geldern und anderen Sponsoren, darf nicht verloren gehen. Eine Gefahr die nun ganz konkrete Gestalt annimmt.

In und aus diesem Freiraum abseits des kulturellen und politischen Mainstreams entstand auch das Que(e)r-Beisl, ein Projekt, das seit mehr als fünf Jahren die Symbiose von gemütlichem Beisl und politischem Veranstaltungsraum wöchentlich unter Beweis stellt.

Das Que(e)r-Beisl stellt ganz bewusst einen Freiraum dar, der abseits der üblichen Beislkultur Menschen die Möglichkeit bietet, sich ohne Konsumzwang mit anderen zu unterhalten und ungezwungen Vorträge zu besuchen. Auch sollen sich ganz besonders Frauen in dieser Struktur wohl fühlen und nicht durch sexistische Anmache belästigt werden.

Das gute Feedback der BeislbesucherInnen lässt erahnen, dass es durchaus Bedarf an einer solchen alternativen Beislkultur gibt. Wir wollen die Vielzahl an Veranstaltungen und die Möglichkeiten, neue Leute kennen zu lernen nicht missen. Der Austausch mit unseren GästInnen ist uns, den BeislmacherInnen, sehr wichtig und trägt einen erheblichen Anteil zum Gelingen des Projekts bei.

Das Que(e)r-Beisl ist nur ein Projekt von vielen, das ohne EKH nicht möglich gewesen wäre. Initiativen wie die Volxbibliothek mit einer Unmenge an (linker) Literatur und zahlreichen Raritäten, der Flüchtlingsbereich, der Infoladen 10, die Proberäume, das Volxtheater oder auch der gesamte Veranstaltungsbereich sind durch einen Verkauf in ihrer Existenz bedroht. Das EKH muss im Gesamtkontext als Polit-, Kultur- Arbeits- und Wohnprojekt erhalten werden.

Dem politischen Selbstmord der KPÖ weinen wir keine Träne nach - eine "linke" Partei die so bereitwillig ein etabliertes Soziales und Politisches Zentrum opfert hat ihre Existenzberechtigung verloren!

Die KPÖ ist tot - EKH bleibt!

{rosa antifa wien}
{die que(e)r-beislmacherInnen}