05.05.2012

na dann Prost

Der Frühling macht es möglich - es tut sich wieder was in den Städten. Lauschige Abende werden genutzt um mit Freund_innen irgendwo herumzusitzen und die Zeit zu geniessen. Gleichzeitig wird aber auch wieder verstärkt von von Reglementierungen, Kontrollen und Law-and-Order im öffentlichem Raum geredet. Diesmal im Trend: Alkoholverbote auf öffentlichen Plätzen

Angeregt durch das gerade in Kraft getretene Alkoholverbot in der Grazer Innenstadt meldet sich auch die Bezirksvorsteherin der 1. Bezirks in Wien wieder zu Wort. Träumt diese ja schon seit längerem von einem Alkoholverbot in der Stenzeltown. Dabei geht es natürlich nicht darum (übermässigen) Alkoholkonsum ansich und die daraus resultierenden Problematiken zu thematisieren. Es geht auch nicht um die Vielzahl der Gastgärten, die genau betrachtet öffentlichen Raum in einen Konsumraum verwandeln. Wo schon mal gerne das eine das eine oder andere Gläschen geleert wird, während Zeitungsverkäufer_innen und Bettler_innen von eifrigen Betreiber_innen verjagt werden. Das allgemeine Bettelverbot in Wien kann hier durchaus als Animation für die Lokalbesitzer_innen gesehen werden hier heftiger vorzugehen.

Frau Stenzel sagt es im derstandard Interview ganz deutlich worum es geht:

"Es is nicht einzusehen, dass auf öffentlichen Plätzen getrunken wird. Außerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben, weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getränke mitnehmen und diese in der Öffentlichkeit konsumieren."

Na klar, Jugendliche sind das Problem. Oder deutlicher: ich der Konsumwahn ist das Problem, sondern jene die es sich nicht leisten wollen oder es sich schlicht und ergreifend nicht leisten können, in einem Gastgarten etwas zu konsumieren. Erst wird Stück für Stück öffentlicher Raum in Gastgärten (in denen natürlich Konsumzwang herrscht) umgewandelt, und dann sollen jene die sich nicht fügen oder ins Bild passen verdrängt werden.

Beim Aperol-schlürfen sich den Duft der Fiaker-Pferdescheisse ums Näschen wehen zu lassen ist selbstverständlich ok. Ein Bier auf einer Parkbank zu trinken nicht. Ein Glück das viele ohnehin lieber Kiffen.

Stenzel weiter:

"Mit dem Verbot allein wird man das Problem jedoch nicht in den Griff bekommen."

Klar: Wo ein Verbot ist, dort braucht es dann natürlich auch Kontrollen. Stadtwache(n), Überwachungskameras, ... Kontrollen, Kontrollen, Kontrollen ... Dabei kann dann sicher auch praktischer Weise gleich diverse Bettelverordnungen, Aufenthaltstitel usw mitkontrolliert werden ...

Stenzel liegt mit ihrer Stossrichtung voll im Trend, denn Law-and-Order-Tendenzen in urbanen Räumen machen sich massiv breit. So werden in manchen Städten Jugendliche aus den Einkaufsmeilen verdrängt, weil sie ja das ungestörte Shopping-Feeling trüben könnten, Bettler_innen werden verjagt, weil "ihr Anblick" den Kaufrausch eventuell dämpfen könnte. Sexarbeiter_innen (weiter) in Illegalität gedrängt ... Eng verknüpft werden die Verdrängungstendenzen immer auch mit einem "Sauberkeits"-Diskurs. "Wildes Plakatieren" ist natürlich verboten, Aufkleber werden regelmässig und akribisch von den Putztrupps abgeschabt, der öffentliche Raum soll herzeigbar (wichtig für Touri Fotos) und kommerziell konsumierbar und nutzbar sein - ohne "störende Elemente" wie Jugendliche, Bettler_innen, Drogenuser_innen ...

Smash Capitalism! ★ Luxus für alle! ★ Fight Law-And-Order!