05/2013

8. Mai: Tag der Zerschlagung des Nationalsozialismus

Am 8. Mai 1945 wurde die deutsche Wehrmacht von den Alliierten zerschlagen und kapitulierte bedingungslos. Dieser Tag ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Es war eine Befreiung für die Überlebenden der Konzentrationslager, für jene die verfolgt wurden, jene die sich bis zuletzt versteckt halten mussten, jene die desertierten und jene die bis zum Ende des Naziterrors Widerstand leisteten.

Doch nicht alle empfanden den 8. Mai als Tag der Befreiung. Seit Jahrzehnten halten rechtsextreme, deutschnationale Burschenschafter genau an diesem Tag ein "Totengedenken" ab. Sie gedenken jenen, die für die "völkischen Ideale" des Nationalsozialismus ihr "Leben gaben" und betrauern die Niederlage Nazideutschlands. Anstatt den Opfern des Naziregimes zu gedenken werden Nazis als Helden und Märtyrer gefeiert.

Mit dabei sind immer wieder nicht nur FPÖ Funktionär_innen sondern natürlich auch bekannte (Neo-)Nazi-Kader, wie z.B. beim "Totengedenken" 2004 wo unter anderem Gottfried Küssel andächtig der Rede von FPÖ-Chef Strache lauschte oder 2011, als Junge Gefolgsleute von Neonazi-Größen aus dem Alpen-Donau-Umfeld bei dem Burschenschafter-Event dabei waren. Die Verschränktheit der hiesigen (Neo)Nazi Szene mit rechtsextremen Burschenschaftern und der FPÖ ist aber nicht im Geringsten verwunderlich - denn deutschnationale Burschenschaften waren und sind ein Rekrutierungspool und Auffangbecken für (Neo-)Nazis und stellen somit die Scharnierfunktion zwischen der parlamentarischen Rechten und dem Neonazismus dar.

Die betrauerten "Helden" stehen für ein deutschnationales Männlichkeitsbild, bei dem Aufopferung fürs (deutsche) Vaterland an erster Stelle steht und das sich auch in den völkisch-deutschnationalen Burschenschaften wiederfindet. Denn durch die burschenschaftliche Befehlsstruktur und deren Praxen von Unterwerfung wird ein spezifisch autoritärer Männlichkeitstyp ausgebildet. Burschenschaften vertreten ein strikt heteronormatives Geschlechtermodell, welches Frauen* auf ihre traditionellen Bereiche verweist und Identitäten außerhalb dieses Schemas verneint. Die Mensur als Militarisierungsritus, der Frauen* verwehrt bleibt und antisemitische Ausschlüsse produziert, leitet sich aus diesem deutschnationalen Männlichkeitsbild ab. Durch sie entstehen Seilschaften, die Männern* zu gesellschaftlich relevanten Positionen verhelfen, während Frauen* von diesen strukturell ausgeschlossen werden.

Seit 2008 sorgten die jährlichen Proteste gegen den burschenschaftlichen WKR-Ball dafür, dass das rechtsextreme Feiern und Netzwerken im Stillen unmöglich wurde - und in Folge rückte auch das "Totengedenken" der Burschenschafter am 8. Mai wieder in eine breitere Öffentlichkeit. Diese hauptsächlich von linksradikalen Antifaschist_innen initiierten Proteste richteten sich nicht nur gegen den Auftritt der Burschenschafter, sondern auch gegen ihre gesellschaftliche Etabliertheit und Akzeptanz, an der nur gerüttelt wird, wenn es gerade opportun ist.

Anständiges Österreich?

Seit spätestens 2012 entdeckten auch bürgerliche Initiativen und Parteien Burschenschaften als öffentlichkeitswirksames Thema. Die Abgrenzung von Burschenschaften und der FPÖ kommt gelegen, um sich selber als antifaschistisch darzustellen, gleichzeitig aber die eigene Geschichtsklitterung nicht hinterfragen zu müssen. So bedeutet "Befreiung" im Kontext des 8. Mai allen voran für die ÖVP die "Befreiung" Österreichs, was eine Leugnung der Beteiligung am Nationalsozialismus darstellt. Die Abgrenzung von den Burschenschaftern ist eine Möglichkeit, sich als das anständige, das bessere Österreich zu inszenieren.

Für österreichische Verhältnisse ist es schon ein Fortschritt, dass der Heldenplatz am 8. Mai nicht nur für jene zugänglich ist, die dem Nationalsozialismus nachtrauern, wie es jahrelang üblich war. Erst seit kurzem ist es möglich, dass Verbände der Opfer des Nationalsozialismus den Heldenplatz für sich beanspruchen können. Dennoch ist die Gestaltung als staatstragendes Event instrumentalisierend. Diese Inszenierung unter Beteiligung von Bundesheer, Wiener Symphonikern und Spitzenpolitiker_innen dient einer nationalen Identitätsstiftung und diese ist immer mit Ausschlüssen verbunden und deshalb abzulehnen.

Denn was ist dieses Österreich, auf das ein Loblied gesungen wird? Es ist eine Gesellschaft, in dem die FPÖ, welche die Perspektive der Täter_innen weitererzählt, großen Zuspruch findet, in dem Burschenschafter in der wirtschaftlichen und politischen Elite etabliert sind. Es ist eine Gesellschaft, die von Nazis geraubte Kunstwerke und Eigentum weiterhin beansprucht anstatt eigenitiativ zu resituieren und ganz allgemein vielen Forderungen von Überlebenden und Opferverbänden nicht nachkommt.

Gar kein Österreich!

Wir wollen den völkischen Ideen der Burschenschafter nicht eine nationalstaatliche Alternative, die sich Österreich nennt, entgegenstellen, wir wollen gar kein Österreich! Denn auch wenn vieles besser ist als Nazideutschland: Gut ist es noch lange nicht. Wir treten ein für die Überwindung der herrschenden Verhältnisse, für das gute Leben für alle in einer befreiten Gesellschaft!

Kein Platz für Burschis!
Kein Vergeben - kein Vergessen!
Smash Fascism!