15.05.2013

Bericht vom 8. Mai 2013 in Wien

Am 8. Mai 2013 fand dieses Jahr gar keine "Trauerfeier" der rechtsextremen Burschenschafter und anderer völkischen Verbindungen statt: Stattdessen fand am Heldenplatz tagsüber eine Mahnwache des Bundesheeres statt und im Anschluß daran das "Fest der Freude", das vom Mauthausen Komitee Österreich organisiert wurde. Wir versuchen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zusammenzufassen, was sich am 8. Mai genauer tat.

Mittwöchlicher Burschi-Bummel

Wie vermutet veranstalteten die Burschenschafter des WKR auch am 8. Mai einen Couleurbummel auf der Rampe der Universität Wien: Traditionell findet der (fast) jeden Mittwoch statt, immer wieder begleitet von antifaschistischen Protesten und Interventionen. An diesem Mittwoch sammelten sich ab halb 12 etwa 25 Burschenschafter, großteils mit Band und Kappe, bei der Wiener Oper, um dann zügig durch die Innenstadt zur Uni zu gehen. Dabei wurde ihnen bereits auf der Kärntner Straße kurz der Weg von der Polizei abgeschnitten und der weitere Weg wurde im Polizeicordon zurückgelegt. Die mitgebrachten Flyer (die einige Falschinformationen enthielten, etwa eine "eigenwillige" Interpretation der Bundesheer-Mahnwache) konnten sie kaum unter die Leute bringen und auch die Passant_innen hatten wenig Verständnis, dass wegen den Burschis die ganze Stadt im Ausnahmezustand ist.

Bei der Uni wurde die Gruppe von einigen Antifaschist_innen mit Transparenten und Sprechchören empfangen, antifaschistische Flyer zum 8. Mai wurden an Passant_innen verteilt. Durch das massive Polizeiaufgebot konnten die Burschenschafter auf die Rampe hinaufgehen, der Zugang zum Uni-Eingangsbereich war ihnen aber Großteils durch Antifaschist_innen versperrt. Nach wenigen Minuten zogen die Burschenschafter Richtung Rathaus und 8. Bezirk davon - immer noch mit massiver Polizeibegleitung.

Antifaschistischer Infopoint

Ab dem frühen Nachmittag gab es bei der Maria-Theresien-Statue, in Nähe zum Burgtor und Heldenplatz, einen antifaschistischen Infopoint mit umfangreichem Infomaterial vom DÖW, Gedenkdienst, dem Buch "Völkische Verbindungen" und einigen Flugblättern verschiedener antifaschistischer Gruppen.

Dabei kritisierten mindestens drei Flugblätter die Inszenierung des 8. Mai am Heldenplatz als staatstragendes Event. Ein Flugblatt stellte die Frage "wie feiert es sich im Land der TäterInnen?", ein anderes kritisierte besonders die Mahnwache des Bundesheeres:

Soldat_innen sind Befehlsausführer_innen, denn das Anlegen der Uniform geht einher mit dem Abgeben des Gewissens, mit dem Eid auf ideologische Gebilde von Volk oder Nation verzichten sie auf die Entscheidungsmacht über ihre Handlungen. (...)
Soldat_innen heute entscheiden sich aus freiem Willen für den Wehrdienst. Und wenn ihnen Minister Klug das Trauern befiehlt, dann trauern sie.

In unserem Flugblatt hatten wir unter anderem kritisiert, wie es die Inszenierung mit Regierungsmitgliedern besonders SPÖ und ÖVP leicht macht, von den eigenen Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus abzulenken. Die Abgrenzung von den Burschenschaftern ist für sie eine Möglichkeit, sich als das anständige, das bessere Österreich zu inszenieren.

Ratlose Burschenschafter

Im Laufe des Nachmittags besuchten auch kleine Grüppchen Burschenschafter ohne Band oder Kappe den Heldenplatz. Dabei erschienen sie ziemlich ratlos: Manche standen ein paar minuten vor der Krypta herum, schauten den Soldat_innen beim Wachwechsel zu und gingen nach kurzem planlos wieder Richtung Burschenbuden davon.

Massives Polizeiaufgebot

Ab etwa 18 Uhr erreichte das Polizeiaufgebot rund um die Universität Wien einen Höhepunkt: 30-40 VW-Busse der Polizei standen rund um die Uni. Und das obwohl sich weder die Burschenschafter wir ursprünglich geplant bei der Mölkerbastei trafen, noch nennenswerte Mengen Antifaschist_innen bei der Uni waren, einzig eine kleine SLP-Kundgebung neben der Uni fand statt. Dabei war der Uni-Vorplatz und die Unirampe ständig unter Videoüberwachung seitens der Polizei: Ein Überwachungswagen verfolgte ständig das Geschehen.

Unserer Information nach gab es zu Mittag eine Identitätsfeststellung, am Abend rund um die Mölkerbastei wurde via twitter von mehreren Perlustrierungen berichtet.

Antifaschismus nicht dem Staat überlassen!

Am Heldenplatz fand dann das "Fest der Freude" mit Ansprachen vieler Regierungspolitiker_innen statt, die Inszenierung als Staatsevent war "gelungen". Einige Aktivist_innen intervenierten dagegen mit einem Transparent mit der Aufschrift "Antifaschismus nicht dem Staat überlassen!!" - einer Botschaft, der wir uns voll anschließen können. Das Transparent zog Dank einiger Luftballone große Aufmerksamkeit auf sich. Sowohl vor als auch nach dem Konzert war der Infopoint ausgesprochen gut besucht, das Infomaterial fand großen Anklang.